Mi, 02.10.2024 , 10:14 Uhr

Weltsynode

Papst leitet Bußakt der Kirche für Verfehlungen

In einem Bußakt haben Spitzenvertreter der katholischen Kirche unter Führung von Papst Franziskus Schuld der Kirche bekannt. Erstmals baten sie dabei auch öffentlich Gott und die Menschheit um Vergebung wegen des Versagens der katholischen Kirche im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Die gottesdienstliche Feier fand am Dienstagabend im Petersdom statt, am Vorabend der Eröffnung einer vierwöchigen Weltsynode zur Erneuerung der katholischen Kirche.

Ähnlich wie beim historischen Bekenntnis der Sünden der Kirche im Lauf ihrer langen Geschichte, die im Jahr 2000 stattfand, verlasen auch diesmal mehrere Kardinäle nacheinander einzelne Schuldeingeständnisse. Jeder Beitrag enthielt den Satz: „Ich bitte um Vergebung und schäme mich“.

Zuvor hatte unter anderem ein Mann, der als Minderjähriger missbraucht worden war, von den schweren seelischen Schäden berichtet, die durch die Taten und ihre Vertuschung bei den Opfern entstehen. Das Schuldbekenntnis in Bezug auf Missbrauch durch Geistliche trug der US-amerikanische Kardinal Sean O’Malley vor, der über viele Jahre die Päpstliche Kinderschutzkommission geleitet hatte.

Neben dem Versagen beim Umgang mit sexuellem oder geistlichem Missbrauch bekannten die Kardinäle Schuld unter anderem bei der Mitwirkung von Christen an Umweltzerstörung, Kolonialismus und Sklaverei. Das Versagen von Männern in der Kirche beim Einsatz für die Würde der Frauen wurde genannt, ebenso die Unterdrückung und Ausbeutung von Ordensfrauen. Jedes Schuldbekenntnis wurde von einer gesungenen Anrufung der Barmherzigkeit Gottes begleitet.

In seiner Ansprache zum Abschluss betonte der Papst: „Wir können nicht mehr den Namen Gottes anrufen, ohne zuvor die Brüder und Schwestern und die Erde und alle Kreaturen um Verzeihung zu bitten.“ Weiter sagte er: „Wir müssen uns fragen, welche Verantwortung wir haben, wenn es uns nicht gelingt, dem Bösen mit dem Guten Einhalt zu bieten.“ Am Vorabend der Weltsynode sei das Schuldbekenntnis „eine Gelegenheit, das Vertrauen in der Kirche und das Vertrauen in die Kirche wiederherzustellen, das durch unsere Fehler und Sünden zerbrochen wurde, und die Wunden zu heilen, die noch immer bluten, und die Fesseln des Unrechts zu lösen.“

Die Feier fand in ruhiger, konzentrierter Atmosphäre im nicht ganz voll besetzten Petersdom statt. Papst Franziskus, der eine lila Stola trug, wie sie Priester beim Hören der Beichte umlegen, folgte den Zeugnissen mit ernster Miene und häufig gesenktem Blick. Nach den Ausführungen der Frauen und Männer gab es Beifall von den Anwesenden im hinteren Bereich des Petersdoms, auch einige der anwesenden Bischöfe und Kardinäle in der applaudierten.

KNA

Das könnte Dich auch interessieren

20.12.2024 2.250 Panettone für den Papst - Spende an Kinder und Gefangene Panettone für den Papst: Ein italienisches Unternehmen hat Franziskus 2.250 Exemplare der landestypischen Weihnachtskuchen geschenkt, die der Vatikan Bedürftigen weitergeben wird. 20.12.2024 Deutsche Bischöfe betonen Bedeutung der Familie für Gesellschaft Die katholische Kirche begeht am Sonntag nach Weihnachten (29.12.) den sogenannten Familiensonntag. Aus diesem Anlass haben die deutschen Bischöfe die Familie als Ort der Ruhe und Sicherheit in schwierigen Zeiten gewürdigt. 20.12.2024 Mönche tragen in der Weihnacht Tausende Bitten nach Bethlehem Trotz des anhaltenden Gazakriegs wollen die Mönche der Jerusalemer Dormitio-Abtei auch in diesem Jahr in der Weihnachtsnacht die Namen und Anliegen von Gläubigen aus dem deutschsprachigen Raum in die Geburtsgrotte von Bethlehem tragen. 19.12.2024 Vor 100 Jahren ruhten zu Weihnachten für ein paar Tage die Kämpfe an der Westfront Verbrüderungen unter Soldaten verschiedenster Nationen setzten am Anfang des Ersten Weltkriegs ein Zeichen der Menschlichkeit. Statt aufeinander zu schießen, trafen sich die Kriegsgegner 1914 zwischen ihren Schützengräben, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Als „Christmas Truce“ fand ihr Weihnachtsfrieden in die Geschichts- bücher. Vor den Toren einer kleinen belgischen Stadt spielten Deutsche und Briten sogar Fußball.