Fr, 11.10.2024 , 09:56 Uhr

Welthungerindex: 733 Millionen Hungernde

Fortschritte im Kampf gegen Hunger viel zu gering

Am globalen Ziel, den Hunger bis 2030 vollständig zu beenden, hält Marlehn Thieme fest. „Aufgeben wäre fatal für die Weltgemeinschaft“, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe am Donnerstag in Berlin. Doch die Lage ist laut dem aktuellen Welthungerindex düster. Und ein Erreichen der Zielmarke schwierig und von Jahr zu Jahr kostspieliger. Denn nach Jahren der positiven Entwicklung von 2000 bis 2016 stagniert der globale Kampf gegen Hunger, etwa in Subsahara-Afrika und Südasien. Weiterhin gibt es 733 Millionen Hungernde weltweit. Für 2,8 Milliarden Menschen ist eine gesunde Ernährung unbezahlbar.

„Es ist inakzeptabel, dass die Weltgemeinschaft ihrer Verpflichtung, den Hunger zu beenden, nicht ausreichend nachkommt“, betonte Thieme. In 22 von 136 untersuchten Ländern nahm der Hunger seit 2016 zu. Besonders dramatisch ist die Lage in Somalia, dem Jemen und Südsudan, wie es hieß. In 20 Ländern kamen bisherige Erfolge zum Stillstand. Dass Deutschland in dieser Lage seine Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit drastisch kürze, sei katastrophal und sende an andere Geber ein völlig falsches Signal, sagte Thieme. Denn Deutschlands Rolle werde international wahrgenommen.

Mathias Mogge, Generalsekretär des Hilfswerks, ergänzte, dass Positivbeispiele wie Bangladesch zeigten, wie viel mit politischem Willen erreicht werden könne. Dort und etwa in Liberia und Nepal sei über Jahre auch mit internationaler Hilfe erfolgreich in Ernährungssicherheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit investiert worden. Doch derzeit sei die Entwicklungszusammenarbeit in der Defensive. Nicht nur Deutschland kürze seine Mittel. Dabei sei insbesondere eine vorausschauende Hilfe enorm wichtig und günstiger und effektiver als ein Notmodus, wenn die Krise bereits über ein Land hereingebrochen sei.

Denn Krisen, Konflikte und der Klimawandel verschärfen die Lage vielerorts. Eine besondere Rolle schreibt die Welthungerhilfe Frauen und Mädchen zu. Sie sind besonders gefährdet, da sie oft für die Ernährung der Familie zuständig sind, zugleich aber wenig Rechte und Finanzmittel haben, wie es hieß. Die Welthungerhilfe versucht verstärkt mit örtlichen Partnern, eine gerechte Verteilung der Lasten und Chancen für Frauen und Männer zu erreichen. Religionsgemeinschaften und Religionsführer spielten als Ansprechpartner eine bedeutende Rolle. „Wir müssen hier mutiger sein“, sagte Mogge. Geschlechtergerechtigkeit komme letztlich der gesamten Bevölkerung zugute.

Der Welthungerindex misst die längerfristige Entwicklung von Hunger mittels internationaler Daten auf Basis von vier Indikatoren: Unterernährung, Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern – zu wenig Gewicht für die Kindsgröße – und Kindersterblichkeit. Für den diesjährigen Bericht wurden Daten von 2021 bis 2023 aus 136 Ländern ausgewertet. Entwicklungen seit Ende 2023 bis heute, also die aktuelle Lage im Gazastreifen, Sudan und im Libanon, spiegelt der Bericht nicht wider. Frühwarnsysteme zeigten jedoch, dass beispielsweise in Gaza 96 Prozent der Bevölkerung von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen seien. Und auch in Ländern wie der Ukraine wachse die Ernährungsunsicherheit stetig.

KNA

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