Christian Stückl (62) ist offenbar der einzige verbliebene Bewerber um den Posten des Spielleiters bei der Oberammergauer Passion 2030. Wie die Gemeinde Oberammergau mitteilte, wird Stückl am 10. Oktober sein Konzept dazu öffentlich vorstellen. „Weitere Konzeptvorstellungen wird es nicht geben.“ Das habe der Gemeinderat am Montagabend in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen. Die Bewerbungsfrist ist bereits am 8. September abgelaufen. Die endgültige Entscheidung steht am 16. Oktober an.
Erstmals in der über 300-jährigen Geschichte des weltweit berühmten Passionsspiels mussten sich dieses Mal nach einer knappen Gemeinderatsentscheidung Interessenten um das Amt des Spielleiters förmlich bewerben. Stückl hat die Passionen seit 1990 schon vier Mal inszeniert. Im Zuge des Bewerbungsverfahrens war von mehreren Konkurrenten die Rede gewesen.
Die Passionsspiele in Oberammergau gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals schworen die Bewohner, regelmäßig das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu aufzuführen, sofern niemand mehr an der Pest stirbt. Das erste fand 1634 statt. Schon bald ging man zu einem Zehn-Jahres-Rhythmus über.
Stückl, der auch Intendant des Münchner Volkstheaters ist, reformierte das Spiel und befreite es vor allem vom traditionellen Antisemitismus. Dafür erhielt er mehrere Auszeichnungen. Seit 2020 ist er Ehrenbürger von Oberammergau. Seine jüngste Inszenierung hatte der Gemeinde 2022 einen Reinerlös von rund 30 Millionen Euro beschert.
In einem Interview begründete der Theatermann sein Interesse an der Spielleitung in sechs Jahren damit, er habe das Gefühl, „dass noch nicht alles getan ist“. Reformbedarf sieht er unter anderem beim Spielrecht, das bisher jenen vorbehalten ist, die mindestens 20 Jahre schon in Oberammergau leben oder dort geboren sind. Außerdem müssten die Frauenrollen weiter vergrößert werden.
KNA